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Warum ich gerne Schriftdolmetscherin bin

Das „gerne“ liegt mir besonders am Herzen. Schließlich gibt es genügend Menschen, die ihren Beruf nicht gerne ausüben oder, die sich oft einen anderen Job wünschen.

Die Inspiration

Während meines Studiums lernte ich im Rahmen einer Referententätigkeit bei einem Seminar für blinde und sehbehinderte Jugendliche den ersten blinden Schriftdolmetscher kennen.

Er berichtete von seiner Tätigkeit und ich war sofort begeistert.

Nach meinem Studium arbeitete ich halbtags an einer Schule für Blinde und Sehbehinderte. Ich bewarb mich für ein Lehramtsstudium und wurde abgelehnt. So suchte ich nach Alternativen.

Eine perfekte Gelegenheit, Geld in die Hand zu nehmen und die Fortbildung zur Schriftdolmetscherin zu absolvieren.

Seit 2016 arbeite ich als freiberufliche Schriftdolmetscherin. Und nun endlich die Gründe, warum ich dies großartig finde.

Eine sinnvolle Tätigkeit

Ich höre das, was Du dann siehst. Und somit kann ich Dich unterstützen, an Gesprächen, Vorlesungen, Telefonaten etc. teilzunehmen.

Folglich bin ich bestrebt, immer die aller beste Qualität zu liefern. Denn es geht hier um Teilhabe! Es geht darum, dass Du Infos bekommst, die RICHTIG sind!

Sichtbarer Erfolg und Misserfolg 

Ich sehe direkt, welche Leistung ich erbringe. Diese ist somit auch messbar. Es gibt Modelle, mit denen man seine Leistung aus- und bewerten kann.

Somit gibt es keine Diskussion, ob man etwas so oder so oder doch ganz anders hätte machen können.

Ein Fehler ist ein Fehler. Genau wie korrekter Output korrekter Output ist.

Natürlich gibt es Dinge, über die man diskutieren kann. Doch wird es keine völlig konträren Meinungen hierzu geben.

Spezialisierung

Wenn man möchte, kann man sich auf bestimmte Themenbereiche spezialisieren bzw. ist man das i. d. R. schon aufgrund seines individuellen Hintergrundes.

Themen, die geläufig sind, lassen sich auch wesentlich flüssiger und qualitativ hochwertiger verdolmetschen.

Mein Team

Dieses ist absolut großartig und ich schätze mich sehr glücklich, Teil davon zu sein.

Eine blinde Co-Dolmetscherin zu haben bedeutet schon des Öfteren einen Mehraufwand. Wir treffen uns z. B. an der U-Bahn, nicht erst vor dem oder im Klassenzimmer.

Ich kann weniger schnell hinterher korrigieren wie ein sehender Co-Dolmetscher.

In der Pause sind Toilettengang + Kaffee holen inzwischen obligatorisch. Auch das geht alleine einfach schneller, wenn wir ehrlich sind.

U. v. m. – Na ok, so viel Schlimmes ist es dann doch nicht. 😉

Jedenfalls ist all das selbstverständlich und nicht der Rede wert.

Wir ergänzen uns wunderbar und verstehen uns auch zwischenmenschlich sehr gut.

Die Möglichkeit der Dozententätigkeit

Wissen und Erfahrungen weiterzugeben bereitet mir viel Freude.

Unterricht und Coachingsequenzen sinnvoll zu konzipieren, ebenfalls.

Money Money Money

Klar, was hast Du denn gedacht?

Selbstverständlich habe ich vor dem Entschluss, die Fortbildung zur Schriftdolmetscherin zu absolvieren zunächst die Verdienstmöglichkeiten recherchiert.

In Deutschland sprechen wir ja nicht über Geld. 😀

Ich kann aber sagen, dass ich persönlich der Meinung bin, dass meine Leistung angemessen honoriert wird. Und sie muss dies auch. Denn Schriftdolmetschen ist anstrengend.

Persönlichkeitsentwicklung durch Freiberuflichkeit

Durch das Schriftdolmetschen und die Dozententätigkeit in Verbindung meiner Tätigkeit als Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle habe ich in den letzten Jahren einiges über mich gelernt.

Ich kann und muss nicht immer „ja“ sagen.

Ich muss Prioritäten setzen.

Ich selbst und mein Wohlbefinden sollten auf der Prioritätenliste ganz oben stehen.

Das ist natürlich nicht immer möglich. Ich beobachte mich auch noch immer (natürlich nicht jetzt und unmittelbar in der Corona-Krise) dabei, zu viel zu arbeiten und einfach nicht rechtzeitig einmal einen Auftrag abzulehnen bzw. mir einen Tag Pause von Allem zu nehmen.

Der Entwicklungsprozess ist jedoch sichtbar und ich bin sehr zuversichtlich, was einen weiteren positiven Verlauf betrifft.

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